Die Governance im Familienunternehmen - kurz Family Business Governance genannt – umfasst die Organisation von Führung und Kontrolle im Unternehmen sowie die Sicherung des Zusammenhalts der Familie.

Unternehmerfamilien können ihrer Verantwortung gegenüber ihrem Vermögen, ihren Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten nur dann gerecht werden, wenn sie sich Regeln für gutes Management auferlegen. Nur so können sie Herausforderungen wie Nachfolge, Sicherung der Familien- und Unternehmensidentität oder Konflikte lösen und ihre unternehmerische und familiäre Zukunft langfristig erfolgreich gestalten.

Gute Governance wirkt sich nachweislich positiv auf den ökonomischen und emotionalen Wert des Familienunternehmens aus. Dort, wo die Grundsätze guter Governance missachtet werden, reduziert sich der Unternehmenserfolg.

Der Governance Kodex für Familienunternehmen möchte dazu anregen, sich den relevanten Fragen der Family Business Governance zu stellen und daraus individuelle, auf die jeweilige Situation von Unternehmen und Familie zugeschnittene Antworten zu finden. Die Antworten können die Inhaber in individuellen Regelwerken (Synonyme: Familienverfassung, Familien-Charta, Familien-Kodex, Generationenvertrag u.a.) festhalten. Dieses Dokument kann dann als Grundlage für die Ausarbeitung entsprechender gesellschafts- und erbrechtlicher Regelungen und anderer Umsetzungsmaßnahmen dienen. Die individuellen Regelungen sollten eine möglichst große Zustimmung erfahren und im Idealfall mit einem einstimmigen Votum verabschiedet werden. Auch empfiehlt es sich, sie in (un-)regelmäßigen Abständen auf ihre Aktualität hin zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Der Governance Kodex für Familienunternehmen ist 2004 von Prof. Dr. Peter May als weltweit erster Kodex für Familienunternehmen ins Leben gerufen worden. Er ist eine gemeinsame Initiative der INTES Akademie für Familienunternehmen GmbH, des Family Business Network Deutschland e.V. (F.B.N.)  und von DIE FAMILIENUNTERNEHMER – ASU. Eine Kommission aus Familienunternehmern, Wissenschaftlern und Beratern erarbeitet den Kodex und überprüft alle fünf Jahre einen etwaigen Anpassungsbedarf. Die aktuelle Überarbeitung stammt aus dem Mai 2015.

Die Erstellung sowie jede weitere Überarbeitung entspricht den Qualitätsanforderungen, die als unabdingbar für einen Governance Kodex für Familienunternehmen gelten. So beruht der Kodex auf einem breiten Konsens und orientiert sich an den spezifischen Gegebenheiten und Bedürfnissen der Familienunternehmen. Er ist flexibel genug, um auf die große Heterogenität der Unternehmen reagieren zu können. Ebenso ist er einfach und verständlich geschrieben, um an die verschiedenen Akteure kommuniziert werden zu können.

Für eine tiefergehende Auseinandersetzung mit Einzelthemen hat die Kommission eine Liste mit zu empfehlender Literatur erarbeitet. Ebenfalls lohnt der Vergleich mit anderen internationalen Kodizes für Familienunternehmen.